Die Welt im Juli

August 18, 2010

Neues von der Le Monde diplomatique Augustausgabe, frisch gelesen und wie immer erstaunlich, erzürnlich, verzweifelt machend, zum Zynismus anregend mit einem kleinen Hoffnungstupfen (der Bericht über die Sahelzone).

Schöpfung zwei
Die Bioindustrie produziert neue Lebewesen
Dorothee Benoit-Browaeys
LMD 8/2010

Im internationalen Wettbewerb der synthetischen Biologie ist auch das FBI aktiv. Dort stellen junge Forscher die Ergebnisse ihrer Bemühungen vor, neu designte Bakterien zu erzeugen. So können sie etwa Gerüche oder ein blinkendes Licht erzeugen, oder auch Arsen aufspüren. Die DNA-Stücke, die die Schlüsselfunktionen steuern, werden dort zum open-source Wissen.  BioBricks heißt das Projekt, bei dem die Urheber zwar das Copyright auf den Baustein behalten, aber das Recht weitergeben, mit dem erfundenen Baustein etwas Neues zu erfinden. Wir stünden an einem Wendepunkt der Genetik, meint die Autorin des Beitrages. Weltweit arbeiten Forscher daran, biologische Systeme herzustellen, die in der Natur nicht vorkommen. Investoren stecken viel Geld in diesen Wissehnschaftssektor. Ein paar Hoffnungen: künstliche Mikroorganismen erzeugen Treibstoff,  maßgeschneiderte Bakterien erzeugen Medikamente.

Es gibt derzeit drei Methoden:
1. Genetische Bausteine erzeugt durch Montageverfahren
2. Das gesamte Genom auf seine wesentlichen Bausteine reduzieren
3. Neubildung von Molekülen (dafür gab es 2009 den Medizinnobelpreis)

Drew Endry, einer der führenden Forscher, weist auch auf die Gefahren hin: „ Die Fragen, die die synthetische Biologie aufwirft, gehören zu den schwierigsten überhaupt. Schrecklich wie die Hölle.“

Und natürlich ist alles, was da zusammengebraut wird auch waffentechnisch verwendbar: Pockenvirus-DNA etwa. Und alles ist für gevifte Menschen (Biohacker ist ein neues „Gewerbe“) erhaltbar.

Sawadogos Leidenschaft für Bäume
Mit alten landwirtschaftlichen Methoden wird die Sahelzone fruchtbarer
Mark Hertsgaard
LMD 8/2010

Ein erfreulicher Bericht über die Selbsthilfekraft afrikanischer Bauernschaft, der zeigt, dass mit Methoden, die den Menschen selbst gehören Nachhaltiges erreicht werden kann und dass diese Hilfe noch dazu billig ist. Und ein Bericht, der wieder zeigt, wie die Kolonialherren –also der Reichtum des Westens eigentlich – ursprüngliche Kulturen zerstört und wesentliches kulturelles Wissen vernichtet hat.

Es geht um Baumpflanzungen in der Sahelzone und darum, dass diese wild aufgehenden Bäume, die aber dann gehegt und gepflegt werden, Bodenerosion verhindern, den Wasserhaushalt verbessern, zur Energieversorgung beitragen und die Fruchtbarkeit der Böden steigern. Die Baumbewirtschaftung in den Ländern Mali, Niger oder Burkina Faso war für die Bevölkerung wesentlich. Holz als Rohstoff war wertvoll und so wurden die Bäume gehegt. „Als dann aber die französische Kolonialregierung den Holzeinschlag unter Strafe stellte, erstarb das Interesse, sich um die Bäume zu kümmern. Die wurden von der Kolonialverwaltung zu staatlichem Besitz erklärt, um die Einschlagrechte an Holzfäller verkaufen zu können.“ Es wurden also keine Bäume mehr aufgezogen, die Bauern rissen die Sprößlinge wild aufgegangener Bäume aus, um später keine Probleme zu bekommen. Die Folge war Baumlosgkeit, Dürre, Versandung. In der Sahelzone gedeihen nur Bäume, die auf natürliche Weise wachsen, 80% aller angepflanzten Bäume sterben innerhalb von ein bis zwei Jahren ab.

Die einfache Methode – vom Landwirt Sawodogo wieder populär gemacht – nämlich anwachsende >Schößlinge zu pflegen und zu Bäumen heranwachsen zu lassen – kostet nicht nur nichts, sondern zeitigt Erfolge. „Der Wandel ist so … großflächig, dass man die neuen grünen Landstriche auf Satellitenfotos ausmachen kann.“

Der lange Abschied von Guantanamo
Chase Mader
LMD 8/2010

Geschichte des Kindersoldaten Omar Khadr, der als 15jähriger in Afghanistan festgenommen wurde und jetzt schon sieben Jahre in Guantanamo einsitzt. Die Tötung eines US-Soldaten wird ihm vorgeworfen. Jetzt wird ihm der Prozess gemacht. Sein Problem ist auch, dass er der Khadr-Familie angehört, die sich für ihre Nahebeziehungen zu bin Laden rühmt. Deshalb scheibt sich auch Kanada nicht zu sehr für ihn einzusetzen, obwohl er kanadischer Staatsbürger ist.

Der Autor des Artikels zeigt aber auch, dass es Obama nicht gelingt, die Rechtsstaatlichkeit für die in Guantanamo einsitzenden Häftlinge einzuführen, geschweige denn, das Lager zu schließen, wie  noch im Wahlkampf versprochen hat. 180 Gefangene werden noch in Guantanamo festgehalten, 45 von ihnen will die USA ohne Verurteilung oder Prozess weiter festhalten, vielleicht, sollte die Schließung gelingen, in einem Gefängnis in Illinois. Es wäre dann das erste Mal, dass nicht rechtskräftig verurteilte Menschen auf USA-Boden festgehalten werden. „(ES) schaut so aus, als würde(…) die Erosion des Rechtsstaats im Krieg gegen den Terror unter Präsident Obama … als ganz normal (empfunden).“

Anstelle der Ehre
Katharina Döbler
LMD 8/2010

Vielleicht weil die Autorin Katharina heißt, befasst sie sich im Essay mit dem Begriff der Ehre, nimmt konkret Bezug auch auf das Buch von Böll, wo es um die Ehre einer Katharina geht. Ehre, das sei kein zeitgenössischer Begriff mehr, ist die Schlussfolgerung ihres Essays. Für Migranten, die aus Gesellschaften kommen, wo es den Begriff sehr wohl noch gäbe, müsse „diese seltsame Leerstelle in unserer psychosozialen Verfassunf erschreckend sein.“ Und dann weist sie noch auf die sieben Hauptsünden hin, die ja auch nicht mehr en vogue sind, die aber ihrer Meinung nach den Turbokapitalismus gut beschrieben: Hochmut, Habgier, Wollust, Völlerei, Trägheit des Herzens und Geistes, Neid und Zorn.

Im Land des Lächelns
Barbara Ehrenreich
LMD 8/2010

Barbara Ehrenreich, die Autorin des Buches „Working poor“ (kann ich übrigens sehr empfehlen, über das Prekariat der Arbeitenden in den USA, passt leider immer mehr auch zu uns) hat ein neues Buch geschrieben: Smile or Die. Wie die ideologie des Positiven Denkens die Welt verdummt.“ Daraus druckt LMD einen Teil des Vorworts ab, und so weiß ich jetzt, dass der amerikanische Pfarrer Norman Vincent Peale 1952 erstmals über positives Denken und seine Kraft geschrieben hat. Successories heißt eine Firma, die motivierende Produkte herstellt, weil natürlich wird auch die Kraft des positiven Denkens vermarktet und ist inzwischen zu einem Milliardengeschäft geworden. Besonders kaufwillig sind Menschen, die arbeitslos sidn oder deren Arbeitsplatz gefährdet ist, oder die an einer schweren Krankheit leiden. Auch die größten US-Firmen kaufen Motivationsprodukte und verteilen diese gemeinsam mit Motivationsseminaren an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Fügsame Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erzeugt man dadurch. In den USA verloren zwischen 1981 und 2003 etwa 30 Millionen Vollzeitbeschäftigte ihren Job durch Rationalisierung (Quelle Ehrenreich), die soziale Absicherung ist katastrophal, man verliert die Krankenversicherung, ist nur ein halbes Jahr arbeitslosenversichert. Natürlich finden viele wieder eine neue Stelle, allerdings mit durchschnittlich 17% weniger Gehalt. Der Einzelne muss sich vermehrt vermarkten. Da ist das Motivationstraining schon gut und der Zynismus der Firmenchefs geht soweit, dass sie schauen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch freudvoll ins Verderben rennen.

Big Brother war gestern
Der maschinenlesbare Mensch ist bereits Realität
Constanze Kurz
LMD 8/2010

In Deutschlands Süden, so lese ich gibt es bereits eine Handelskette, die lässt durch Fingerabdruckidentifikation bezahlen („Tip2pay“ heißt das beschönigend). Systeme, die anhand von Bewegungsbildern verdächtiges Verhalten in Supermärkten identifizieren gibt es auch schon. „Zunehmend schalten handelsketten, Unternehmen und Betreiber von Einkaufszentren die Signale sämtlicher Überwachungskameras zu zentralen Auswertungsknoten zusammen“. Und wer sich gerne in London aufhält kennt CCTV-Closed Circuit Television. Anhand des Rhythmus von tastenanschlägen kann man Personen, die gerade schreiben, identifizieren. Audiodateien, die beim Telefonieren anfallen, können verschriftlicht werden und so ausgewertet. Callcenter identifizieren die Kunden über die Stimme, die nette Sprecherin am Callcenterende hat schon am Bildschirm stehen, wer denn heute wieder dran ist.

Wieder ein Puzzlestein mehr zur Freude an der Gläsernheit, da unterstütze ich das gerne durch meinen Blogeintrag und zeige so der Welt, was ich grade lese.

Bitte das Spiel zu machen
Goldmann Sachs und die Politik
Ibrahim Warde
LMD 8/2010

Goldmann Sachs, durchaus ein Synonym für die Wirtschaftskrise, wird dargestellt als eine Firma, die in den Boomzeiten (so ab den 1980ern) alle guten Grundsätze über Bord warf (vgl. dazu etwa den Artikel über den Verlust der Ehre von Katharina Döbler – hier wäre ein angewandtes beispiel dafür). Die guten Gründergrundsätze waren: langsames und überlegtes Wachstum (wird zu schnellem Wachstum und unüberlegtem Boom) oder Geld ist nicht der einzige Motivator – man zahlte moderate Managergehälter (wird zu hole dir die besten/oder skrupellostesten? Und zahle sie überdurchschnittlich) oder auch: Das Interesse der Kunden steht an erster Stelle (zu Beginn der Krise verkauft Goldmann Sachs hochriskante Wertpapiere an Kunden und wettet an den Börsen andererseits auf den Kursabsturz dieser Papiere). Aber Goldmann Sachs selber fiel mit den üblen Praktiken, die immer haarscharf am gesetzlich erlaubten dahinschramm(t)en, auf die Butterseite. Nettogewinn 2009: 13,4 Milliarden Dollar. Eine der ärgsten Schweinereien war wohl die Beratung der griechischen Regierung, wie sie ihr Budget fälschen könnte, um in den Euroraum zu gelangen und andererseits auf die Überschuldung Griechenlands zu spekulieren. Ein anderes der doppelzüngigen Beispiele wäre, dass sich das Bankhaus in Branchen engagiert, die zur Erderwärmung beitragen und andererseits fest im Handel mit Emissionsrechten mitzutun. Das alles geht auch, weil Goldmann Sachs die besten politischen Beziehungen unterhält. Beispiele gefällig? Henry Paulson, ehemaliger Chef bei GS 2006 bis 2009 US Finanzminister, Jon Corzine auch Chef bei GS 2000 Senator in New Jersey, Neel Kashaki, auch führender GS Mitarbeiter, leitender Koordinator von TARP, Programm zur Rettung fauler Anlagenpapiere. Usw. usw.

Man wird  sehen, ob es dem 2300(!) Seiten Gesetz, dem Dodd-Frank Act, gelingt, weitere Finanzkrisen zu vermeiden. Ich bin da skeptisch, solange oben beschriebene Beziehungen funktionieren.

Die Mauern von Glasgow
Julien Brygo
LMD 8/2010

Ein Artikel zur Armuts- Reichtumsdebatte. Ich erinnere an meinen Eintrag vom 11.8..

Die Lebenserwartung in manchen Vierteln von Glasgow ist niedriger als im Irak, lese ich. „Wer im armen Osten von Glasgow aufwächst, stirbt im Schnitt voraussichtlich 28 Jahre früher als jemand aus den südlichen oder westlichen Stadtbezirken.“ Wohlfahrtsvereine sind die neue konservative Erfindung, die das Aussteigen des Staates aus seiner Verantwortung beantworten sollen. So gibt es etwa den Verein Teach First, der Lehrer motivieren soll, an Problemschulen zu unterrichten. (gibt’s auch in Deutschland übrigens, wer Lust hat, sich zu informieren – oder das in Österreich zu gründen, weil nichts neoliberales sei uns fremd, v.a. auch nichts philanthropisches www.teachfirst.de). Wie eine Verreicherung funktioniert und gute städtische Wohnräume entarmt werden scheint man auch in Glasgow lernen zu können. Mache Sozialwohnungen in Zielgebieten zu Eigentumswohnungen und schon kannst du die Ärmeren verdrängen, am Besten an die Stadtränder. Und was haben die Reichen (die Armen haben ihre 150 bis 200 Banden) in Glasgow? Sieben private Golfplätze, fünf Fünfsternhotels, 1358 Luxussuiten. Das wird in der reiseliteratur gerne rezensiert.

Und dann gibt es die Philanthropen, dies es sich zur Übung machen, wohltätig zu sein. Das geht natürlich nur, wenn man wohltätiges Geld auch hat und das will ja auch mal erworben sein. Tom Hunter etwa, er ist ein Glasgower Philanthrop. „Mit dem Ankauf, Umbau und Verkauf schwächelnder Firmen hat Hunters Privat-Equity-Fonds West Coast Capital 2009 fast 4 Milliarden Gewinn gemacht“. Naja, da wird er wohl auch ein bisschen was dazu beigetragen haben, dass ihm sein philanthropisches Klientel nicht ausgeht. Was finanziert die Hunter Foundation? Krankenhäuser oder Fabriken in Malawi und Ruanda, Unterstützung armer Schulen in Schottland, Mäzen der Glasgower Kunst- und Museumsszene. Cameron kann sich freuen, will er doch die staatlichen Gelder einsparen (Thema arme Schulen).

Spüren tun die Philanthropen und sonstigen Reichen die armen Mitbürger nicht, es gibt kaum Berührungspunkte, was dazu führt, dass sie sich gar nicht vorstellen können, wie Armut funktioniert. Da hilft wohl auch keine Reality-Show wie „The Secret Millionaire“, in der Millionäre für 10 Tage wie Obdachlose leben können. Übrigens Herr Schürz: „Noch jie hat sich ein Soziologe mit den Reichen von Glasgow beschäftigt“, sagt der Soziologe Paul Littlewood.

Und dass das alles so läuft wie es läuft in Großbritannien liegt wohl auch an der Soziologie der Regierung: „Noch nie gab es in einer britischen Regierung so viele Schwerreiche wie in der neuen Koalition… 18 von 23 Mitgliedern des Kabinetts sind Millionäre.

Die Besiegten
Der Bürgerkrieg in Sri Lanka ist seit einem Jahr zu Ende. Die Tamilen fürchten eine neue Kolonisierung
Cedric Gouverneur
LMD 8/2010

Noch immer sind 70 000 tamilische Flüchtlinge im Land interniert. Sie dürfen nicht in ihre Dörfer zurückkehren.

Noch immer sitzen die meisten jungen tamilischen Männer in Gefängnissen (schätzungsweise 11 000 bis 13 000). Es werden keine Namensliste der Gefangenen veröffentlicht, die Angehörigen wissen nichts vom Schicksal ihrer Söhne, auch das Internationale Rote Kreuz bekommt keinen Zutritt zu den gefangenenlagern.

Die Region Vanni im Norden des Landes ist noch immer vollständig abgeriegelt.

Alles andere als gute Meldungen, um zu hoffen, dass der Frieden nachhaltig ist. Trotzdem hofft die Sri Lankische Regierung, dass Urlauber in das Tamilengebiet kommen. Sie arbeitet auch fleißig daran, das tamilische Lager zu spalten (divide et impera gilt immer und überall). Und wenn die Spaltung nichts hilft, gibt es immer noch den staatlich gelenkten Terrorismus. In Colombo werden Unliebsame von sogenannten „White Vans“ aufgefischt und verschwinden von der Bildfläche. Menschenrechtler, Anwälte und Journalisten erhalten Morddrohungen.

Übrigens: der ganze Konflikt ist sicher eine Folge des Kolonialismus. Denn vor der britischen Kolonisierung waren es drei Königreiche, die sich Ceylon teilten (Ceylon = Sri Lanka), und zwar zwei singhalesische und ein tamilisches. Die Briten sacken alle ein, bringen sie unter eine Einheitskolonie und entlassen sie als einen Staat 1948. Sofort werden die Tamilen (18%) von den Singhalesen (74%) unterdrückt, und daran hat sich nichts geändert, ein jahrzehntelanger Bürgerkrieg war die Folge. Beendet wurde das ganze ja auch nur durch äußere Intervention. Wahrscheinlich war es die Unterstützung Chinas, die dem singhalesischen Präsidenten Rajapakse den Sieg ermöglichte. Und die Chinesen haben das ja auch nicht aus Altruismus gemacht, sie wollen Ruhe haben entlang der Tankerroute vom Persischen Golf nach China. So bleiben die ehemaligen Kolonialländer immer ein Spielball anderer Mächte.

Der fünfte Schauplatz des Krieges
Spionage und Attacken im Cyberspace
Misha Glenny
LMD 8/2010

Cyberspace, das ist das neue militärische Gebiet, meint Misha Glenny. Die globalen Netze zu beherrschen oder auch die Netze des Feindes zu zerstören kann kriegsentscheidend werden. Obama setzt ganz stark auf US-Stärke in diesem Gebiet. Google ist ein wichtiges Medium im Krieg. Hier Angriffe zu starten bringt eine riesige Datenmenge in den Besitz des Angreifers. China versucht das immer wieder.

Wie stark Computersysteme und die Netze jetzt schon im teilweise noch immer herkömmlichen Kriegsgeschehen wesentlich sind zeigt z.B., dass von Nevada aus die Drohnen gesteuert werden, die die Luftangriffe in Afghanistan durchführen. Aber auch ganz zivile Bereiche sind solchen Angriffen gegenüber sehr volatil: „Unsere Energie- und Wasserversorgung, unsere Kommunikationsnetze, die Kontrolle des Flugverkehrs … setzen das einwandfreie Funktionieren komplexer Computersysteme und deren Verknüpfung mit dem Internet voraus.“

Die großen Player im Cyberspace War (derzeit ja Gott sei Dank noch kein heißer sondern ein kalter) sind: USA, Russland, China, Indien und Israel, so Glenny.

Juristen sind die Größten
In den USA gibt es eine heimlich herrschende Klasse
Alan Audi
LMD 8/2010

Schon im 19. Jahrhundert stellte Tocqueville fest, dass die Juristen die überlegene politische Klasse in den USA seien. Die Regierung Obamas, er selbst ein Jurist, ist geprägt von Juristen (Beispiele: Joseph Biden, Hillary Clinton, Janet Napolitano, Ken Salazar …). 59% der Senatsmitglieder – Juristen, 40% der Kongressabgeordneten – Juristen.

Macht der Juristen führt zu absurden Dingen, wie etwa das polizeiliche Anführen einer Fünfjährigen bei Tobsuchtsanfall aus dem Kindergarten, weil das Personal nicht wagt, einzuschreiten, es könnte ja zu unangenehmen juristischen Folgen kommen.

Die angelsächsische Rechtsprechung beruht auf Präzedenzfällen. Diese zu lernen ist Aufgabe in den Law Schools. Die Ausbildung ist teuer, viele der Studenten haben ungeheure Schulden und müssen also lukrative Stellen annehmen. Ein Spezialberuf ist der trial attorney, der spezialisiert ist auf Zivilrechtsprozesse gegen Unternehmen (Haftung, Konsumentenschutz), am liebsten mit Sammelklagen mit hohem Streitwert und „Gewinnbeteiligung“ als Honorar. Besonders die Demokraten – scheinbar die politische Heimat der attorneys – verteidigen diese Sammelklagen. 96% der Spendengeldern vor der letzten Präsidentschaftswahl aus den Reigen der Trial Lawyers gingen an Kandidaten der Demokratischen Partei.

Eine weitere bedenkliche Sache im amerikanischen Rechtswesen  ist die Volkswahl der Richter, immerhin in 23 Bundesstaaten üblich. Auch Staatsanwälte werden gewählt. Ob da die Rechtsprechung wirklich unabhängig bleiben kann?

Ferngesteuerte Experten
Sebastian Jones
LMD 8/2010

Ein weiterer US amerikanischer Auswuchs: Das Lobbytum. Gepaart mit der Dominanz des Privatfernsehens eine katastrophale Sache was die Meinungsbildung betrifft. Häufig werden Interessenvertreter einer Sache im Privatfernsehen als objektive Fachleute verkauft, ohne dass die Zuschauer um die Parteilichkeit wissen.

„Offenbar gehört es in den USA heute zur Realität der Medienlandschaft, dass sich die Grenzen zwischen dem Dienst an der Öffentlichkeit und der Arbeit für private Geschäftsinteressen weitgehend aufgelöst haben.“

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